Larry Niven – Ringwelt

Larry Niven war mir lange Zeit kein Begriff. Ist das nicht seltsam?
Sein Roman Ringwelt wird doch großspurig als „einer der größten Romane der Science Fiction“ beworben.
Ist das Alles nur Marketing oder ist was Wahres dran? Ja und nein.
Ist die Angeberei gerechtfertigt?
Die Angeberei ist sogar direkt auf dem Cover der deutschen Ausgabe von Bastei Lübbe zu sehen. In der Tat hat das Werk 1970 auch den Hugo Award abgeräumt.
Tatsächlich wartet Larry Niven in Ringwelt auch mit wahrlich außergewöhnlichen Einfällen auf, die ich in der Form aus anderen Geschichten noch nicht kannte.
Da ist nicht nur die Titel-gebende Ringwelt, die an sich schon den Rahmen sprengt, wenn es um die Vorstellungskraft eines Menschen geht.
Um keine Gigantomanie aufkommen zu lassen verlässt sich Niven von Anfang an auf Humor und Selbstironie.
Das hat jedoch zuweilen den negativen Nebeneffekt, dass wir die Handlung als Ganzes nicht mehr ernst nehmen können und daher die Spannung nachlässt.
Roadmovie im Weltraum
Im Kern wird die Geschichte allerdings von einem Roadmovie-Plot getragen und zwar recht verlässlich.
Eine bunt zusammengewürfelte Vierer-Gruppe mit Beteiligten von drei Spezies bricht zu der Titel-gebenden Ringwelt auf um diese zu erforschen.
Das Team erleidet aber gleich Schiffbruch und der Rest des Buches wird mit den daraus entstehende Strapazen sowie dem Versuch einer Rückkehr verbracht.
Nebenher erfahren wir Einiges über die scheinbar untergegangene Zivilisation des künstlichen Gebildes und über die Protagonisten bzw. ihre Vorgeschichte selbst.
Das ist teils sehr erfrischend, wird gerne die ganze Menschheit auf die Schippe genommen, oder solche Konzepte wie
- Gott
- Glück
- Unsterblichkeit.
Wenn wir auch noch bedenken, dass das Buch bereits vor 1970 entstand, dann hat es es sich sowohl als recht zeitlos erwiesen, nur einige wenige Anachronismen stören den Science Fiction Effekt.
Klassiker und Meisterwerk?
Der Roman bleibt auch seiner Zeit treu, denn es ist von wilden Parties die Rede auf denen freie Liebe und dergleichen auch gern gesehen ist.
Larry Niven ist für mich persönlich ein Mix aus Lem und Asimov allerdings etwas schwächer als die beiden Autoren.
Er findet einen gesunden Mittelweg ein Universum zu erschaffen das sowohl realistisch ist als auch absurd wie unsere eigene Welt.
Ringwelt ist sicherlich eine angenehme Lektüre für zwischendurch, kein Meisterwerk aber zurecht ein Klassiker.
Vor Allem gelingt es mit Ringwelt eine Dystopie zu erzählen ohne dabei in die dem Genre so anhaftende Weltuntergangstimmung zu verfallen.
Danach schrieb Niven (und Andere) etliche Fortsetzungen die alle recht unterhaltsam sind. Ich habe nur einige gelesen, aber die mit Genuss. Siehe auch mein Kommentar weiter unten.
Hallo,
hast du auch die Nachfolgewerke gelesen?
Mich würde da mal deine Einschätzung interessieren – ich persönlich fand sie wurden immer mieser. Bin dann bei Band 3 ausgestiegen. Mich hat voralem das das ständige Rishathra (=vertragsschließender Geschlechtsverkehr) genervt, der fast alle 4 Seiten ohne erkennbaren Grund in einem Nebensatz eingebaut wurde.
Hey mm!
Sorry für die späte Antwort. Ich habe tatsächlich einige Nachfolgewerke aus dem Ringwelt-Universum gelesen. Welche weiß ich leider nicht mehr.
Ich habe aufs Geratewohl das geschnappt was gerade die Büchereien oder Second Hand-Läden hergaben.
Es waren großteils sehr unterhaltsame Werke auch wenn der Hang zur Groteske und Slapstick stellenweise an der Grenze zur SF-Parodie war.
Da ich immer relativ große Abstände hatte zwischen den einzelnen Bänden kam ich nicht in die Verlegenheit sie allzu sehr zu vergleichen.
Das ist insgesamt ein Problem. Wenn Du zu sehr ein Buch was Du gerade liest mir der Erinnerung an ein anderes vergleichst kannst Du nur unglücklich werden.
Liebe Grüße, nodus